Physik-Nobelpreis 2022: Verschränkte Photonen und die spukhafte Fernwirkung

Datum 05.05.2023
Zeit16:30 Uhr
OrtExWi, 099
Dozent André Stefanov
Vorlesungsbeschrieb Die vor über 100 Jahren entwickelte Quantentheorie bietet eine konsistente Beschreibung der meisten beobachtbaren Phänomene. Dennoch stehen die Gesetze der Natur auf ihrer grundlegendsten Ebene in krassen Widerspruch zu unserer alltäglichen Intuition. So wirft die Theorie eine Reihe grundlegender Fragen auf, die noch ungelöst sind und die Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten sind. Einige Fragen sind philosophischer Natur und liegen außerhalb des Bereichs der Physik, z. B. ob die Natur grundsätzlich indeterministisch ist, oder welche Rolle spielen die Beobachter in der Theorie? Andere, wie das Konzept der Quantenverschränkung, können konkret angesprochen werden. Letzteres scheint dem Begriff der Lokalität zu widersprechen, der besagt, dass sich Ereignisse nicht augenblicklich beeinflussen können. Dieses Problem beschäftigt Physiker seit den Anfängen der Quantentheorie. 1964 schlug John Bell eine Methode vor, um zu testen, ob die Korrelationen zwischen Quantenobjekten lokal sind oder nicht. Eine Reihe von Experimenten mit Photonen, die unter anderem von John Clauser initiiert und von Alain Aspect und Anton Zeilinger verbessert wurden, haben gezeigt, dass die Natur tatsächlich nicht lokal ist, und dass Fernwirkung real ist. Für diese Ergebnisse wurden diese drei Forscher 2022 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Wir werden diese Experimente und ihre Auswirkungen auf unser Verständnis der Natur vorstellen, aber auch ihr Potenzial für die Entwicklung neuer Quantentechnologien.