Klimaphysik Bern — Die Suche nach dem ältesten Eis in der Antarktis

Datum 28.02.2025
Zeit 16:30 Uhr
Ort ExWi, 099
Dozent Hubertus Fischer
Vorlesungsbeschrieb

Wie in der SRF Tagessschau und in anderen Medien Anfang Januar 2025 berichtet hat ein europäisches Forschungskonsortium mit Beteiligung der Klima- und Umweltphysik der Universität Bern zum ersten Mal einen kontinuierlichen Eisbohrkern in der Antarktis erbohrt, der mehr als die letzten 1.2 Millionen Jahre Klimageschichte überdeckt. Mit diesem Eiskern ist es nun möglich den mittelpleistozänen Übergang vor ca. 900 Jahren zu untersuchen, ein Abschnitt der Klimageschichte, in dem sich das Klimasystem stark verändert hat. So gab es in der Zeit vor 1.2 Millionen Jahren Warmzeiten alle ca. 40'000 Jahren, nach 800'000 Jahren vor heute nur noch ca. alle 100'000 Jahre. Auch waren die Eismassen der Erde in den Eiszeiten der letzten 800'000 Jahre viel grösser als vor 1.2 Millionen Jahren. Warum es diese Änderungen im Klimasystem gab, ist ein Rätsel, das der neue Eisbohrkern entschlüsseln kann. Insbesondere da nur mithilfe antarktischer Eisbohrkerne die Zusammensetzung der Luft in der Vergangenheit (insbesondere der Kohlendioxidgehalt) anhand kleiner Luftblasen im Eis gemessen werden kann. So könnte eine Verringerung der Treibhausgaskonzentrationen über den mittelpleistozänen Klimaübergang eine Lösung dieses Klimarätsels liefern.

In seinem Vortrag erklärt Prof. Fischer welche wichtige Rolle Eisbohrkerne in den modernen Klimawissenschaften spielen, wie Eis- und Warmzeiten zustande kommen, warum die Treibhausgase in der Atmosphäre als Rückkopplung dafür so wichtig sind, wie man einen 1.2 Millionen Jahre alten Eisbohrkern findet und erbohrt und was man mithilfe physikalischer Verfahren alles aus einem solchen Eisbohrkern über das Klima der letzten 1.2 Millionen Jahre lernen kann.